Und der SI STAR 2018 geht an … Sonja Maria Kröner und Aslı Özarslan
„Die Filmbranche ist dominiert durch einen männlichen Blick. Regiearbeiten von Frauen sind die Ausnahme. Das soll sich ändern!“ Damit brachte die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz Maly Dreyer das Anliegen der Initiatorinnen und Stifterinnen des Filmpreises SI STAR auf den Punkt. weiterlesen ...
Der Film Sommerhäuser ist der herausragende Erstling von Sonja Maria Kröner, der 1979 in München geborenen Regisseurin und Absolventin der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München. Sie zeigt, wie im Sommer des Jahres 1976 der Gemeinschaftsgarten einer Familie zur Bühne einer unkonventionellen Familiengeschichte wird. „Ihr Regiestil“, so Laudatorin und Jury-Mitglied Dominique Henz, „ermöglicht eine präzise und authentische Spielweise des Ensembles. Mit ihrer Kamerafrau Julia Daschner gelingt ihr ein sinnlicher und vielschichtiger Film zwischen unbeschwerten Kindheitserinnerungen, Krisenstimmung und zeitgeschichtlichem Panorama.“
Die Berliner Regisseurin Aslı Özarslan porträtiert in ihrem Dokumentarfilm Dil Leyla die jüngste türkische Bürgermeisterin Leyla Imret. In der Laudatio von Jury-Mitglied Bianca Charamsa heißt es: „Aslı Özarslan beweist mit dieser zweiten Langfilmregiearbeit - ihrem Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg, außerordentlichen Mut. Sie bleibt hartnäckig an der Seite ihrer Protagonistin, sogar als diese bereits untergetaucht ist und zeichnet ein einfühlsames und fesselndes Portrait der Leyla Imret.“
Zusätzlich zum SI STAR wurde die Regisseurin Carolin Genreith für ihren sehr persönlichen Dokumentarfilm Happy (Corso Film 2016) mit der „Lobenden Erwähnung“ ausgezeichnet. Genreith begleitete ihren Vater mit der Kamera, als dieser im Thailandurlaub eine 30 Jahre jüngere Frau kennen gelernt hatte und spürt der Frage nach, ob aus so einer Verbindung Glück entstehen kann. „In sehr direkten, aber nie verletzenden Gesprächen kommen sämtliche Klischees einer solchen Beziehung zur Sprache“, so Laudatorin und Jury-Mitglied Christiane Schauder – „nur dass man sich am Ende fragt, auf wessen Seite die Klischees eigentlich überwiegen.“ Die Lobende Erwähnung ist mit 1.000 Euro dotiert und wird gestiftet von den SI-Clubs Berlin, Berlin-Charlottenburg, Berlin-Dorotheenstadt, Berlin-Mitte und Potsdam. Past Präsidentin Sabine Hasselberg und Antje Heise überreichten die Urkunde.
Für den SI STAR 2018 waren die Regisseurinnen von drei Spielfilmen und vier Dokumentarfilmen nominiert: Katja Fedulova für Drei Engel für Russland. Glaube, Hoffnung, Liebe (2017), Carolin Genreith für Happy (2016), Valeska Grisebach für Western (2016), Helena Hufnagel für Einmal bitte alles! ( 2017), Sonja Maria Kröner für Sommerhäuser (2017), Asli Özarslan für Dil Leyla (2016) und Kamilla Pfeffer für Wer ist Oda Jaune? (2016).
Die Schauspielerin Jasmin Tabatabai kam direkt von der Berlinale mitten in die Preisverleihung und berichtete von Pro Quote Film, dem neugegründeten Netzwerk von Frauen verschiedener Gewerke der Film- und Fernsehbranche. „Wohin gehen wir jetzt, nach #Me Too?“ fragte Kulturjournalistin Susanne Becker, die den Abend moderierte. „Wir wollen auf Augenhöhe zusammen Filme machen“ antwortete Tabatabai unter Applaus der etwa 200 Gäste. Mit viel Power und äußerst kenntnisreich umriss die prominente Schauspielerin, die seit den 1990er Jahren das deutsche Kino und Fernsehen mit prägt, die Situation von Frauen vor und hinter der Kamera. Ziel von Pro Quote Film sei eine „diverse, gleichberechtigte und innovative Film- und Medienbranche, in der Frauen selbstverständlich arbeiten“.
Jury-Sprecherin Margrit Stärk präsentierte die aktuelle Shortlist im Lichte des starken SI-Netzwerks, das schon mit dem ersten SI STAR das Herz der Branche erobert und den Fokus auf Regisseurinnen mitten in die Filmwelt geholt hat. Die Gewinnerin des ersten SI STAR, die Dokumentarfilmerin Maike Conway, erzählte, wie sie die Wirkung des Preises erlebt – große Aufmerksamkeit, neue Chancen. Es blieb Malu Dreyer vorbehalten daran zu erinnern, dass Conway, die zuvor über 20 Jahre Filme gemacht hat, erst nach dem SI STAR auch den Blauen Panther und den Grimme Preis bekam.
Es war ein stimmungsvoller und festlicher Abend, bei dem Gabriele Zorn, die Präsidentin von SI Deutschland, sowie viele Sorores aus Clubs in ganz Deutschland begeistert zeigten, wie viel ihnen das SI-Engagement in der Filmbranche bedeutet. Der Abend zeigte auch die vielfältigen Talente der Sorores, u.a. Fotografie von Regine Peter, Design und Layout von Iris Leonhardt, Pressearbeit von Sabine Siegl und Anne Brandstetter. Die Regie der Veranstaltung lag in den Händen von Claudia Tronnier.
Alle Bilder: ©Regine Peter
SI STAR Filmpreisgewinnerin Aslı Özarslan + ZDF-Kino-Kritikerin Sabine Schultz zu Gast im CinéMayence
Im November lud der Club Mainz des Frauennetzwerks Soroptimist International Deutschland zur SI STAR- Filmmatinee ein. Das kommunale Kino CINEMAYENCE war voll besetzt: gezeigt wurde der Dokumentarfilm „Dil Leyla“ von Aslı Özarslan, der Gewinnerin des SI STAR 2018 sowie ein kurzer Film über die Preisverleihung in der Landesvertretung von Rheinland-Pfalz in Berlin. ZDF-Filmkritikerin Sabine Schultz zeigte ihren Beitrag für das ZDF Heute Journal zum „Aufbruch der Filmfrauen“ in Cannes und Claudia Tronnier, die Leiterin der Nachwuchsredaktion Das kleine Fernsehspiel, stellte den gerade erschienenen 5. Diversitätsbericht Regie vor. weiterlesen ...
Bildmaterial: Dr. Margita A. Beck